Guatemala 1996

1996 in Guatemala hilft Schule statt Straße beim Bau der Grundschule in San José Pinula.

Die Bonner Lokalzeitung General-Anzeiger schreibt am 17. Oktober 1996 über das Projekt von Schule statt Straße:

 

General Anzeiger, Bonn, 17.10.1996

“Euer Beispiel ist für uns ein Ansporn”

Schüler, Studenten und Azubis halfen in Guatemala – Schule renoviert

Von Reinhard Backes

,,Die Alternative: Urlaub auf der Bau­stelle” – nach diesem ungewöhnlichen Motto verbrachten 13 Schüler, Studen­ten und Auszubildende aus Bonn, Köln, Berlin, München und Hildesheim ihre Ferien in Guatemala.

Auf Einladung der katholischen Gemeinde San José Pinula waren sie in das zentral-amerikanische Land geflogen, um bei der Re­novierung einer Grundschule zu helfen. Den Kontakt hatte die guatemaltekische Stiftung für Entwicklungshilfe Fundacen (Fundacion Centroamericano por la Iniciativa del Sector Privado) geknüpft Auf deutscher Seite wurde die Initiative von Martin Klein betreut. Der Bonner Ingenieur ist Mitglied der katholischen Prälatur Opus Dei.

San José Pinula ist ein kleiner Ort südlich der tstadt Guatemalas,der bereits seit Jahren über eine intakte Strom- und Wasserleitung verfügt. Anders sieht es im Nachbardorf San Luis aus, wo die jungen Deutschen halfen, eine Grundschule zu renovieren. ,,Die Ecke hier ist schon sehr arm”, berichtet Sebastian Jäger, der in Köln eine Gartenbaulehre absolviert ,,Da der Ort keinen Wasseranschluß hat, brachten die Schulkinder das Wasser, das wir für die Arbeiten brauchten, täglich in Dosen und kleinen Kanistern mit und schütteten es in die bereitgestellten Tonnen.”

Nach der UN-Studie ,,Dimension, Umfeld und Konsequenzen der Armut in Guatemala” von 1993 verdienen die auf dem Land lebenden Guatemalteken im Schnitt rund 290 Mark im Jahr. Ihre Armut hat viele Ursachen. Ein Grund: Es gibt zu wenig Schulen. Ohne Bildung läßt sich die Situation aber kaum ändern. In San Luis fehlte beispielsweise das Geld, um die Schule instandzusetzen.. ,,Die Arbeiten konnten beginnen, weil wir auch das Geld für Werkzeuge und Baumaterial mitgebracht haben”, erzählt Thibaut Liminski aus Bonn, der selbst noch die Schulbank drückt

Bei vielen Arbeiten packten die Einheimi­schen mit an. So etwa, als eine Böschung zwischen zwei Schulbaracken mit Schaufeln und Spitzhacken abgetragen und das Erdreich anschließend mit Schubkarren weggefahren wer­den mußte. Auf der freien Fläche, dem neuen Schulhof, wurden Steinplatten gelegt ,,Täglich waren wir von 150 Kindern umringt, die unsere Arbeiten begeistert verfolgten. Schließlich konnten sie es kaum erwarten, ihren neuen Schulhof endlich auch zu nutzen”, so Wirt­schaftsstudent Philipp Siemer.

In den Pausen griffen selbst die Schüler zu Schaufel und Schubkarre. ,,Sie haben zwar oft gestört, aber wir haben sie halt machen lassen, weil sie Spaß daran hatten, uns zu helfen”, ergänzt Paul Günther, der eine Bank­lehre beginnt. Weil Baumaschinen fehlten, war jede helfende Hand willkommen.

Seit 1987 gibt es in San Luis eine Grund­schule. Inzwischen kommen täglich zwar mehr als 150 Schüler, doch nach einem Erdbeben ist vieles kaputt: Nur drei von vier Gebäuden können zur Zeit genutzt werden; in zahlreichen Klassenräumen fehlen Fensterscheiben. Die Unterstützung aus Deutschland war also willkommen. Unter Anleitung eines einheimi­schen Maurers wurde daher nicht nur ein richtiger Schulhof angelegt ,,Wir haben auch Fensterscheiben passend geschnitten, einge­setzt und Teile der Schule angestrichen”, erzählt Martin Klein. Außer samstags und sonn­tags ging es täglich um neun in der Frühe los. Nach sechs Stunden Arbeit war dann gegen 16.30 Uhr Schluß – und das drei Wochen lang ,,O.k., es hat nicht immer Spaß gemacht”, er­zählt Paul Günther, lacht und ergänzt: ,Aber mittags gab’s gute guatemaltekische Küche.’

Doch längst nicht nur deshalb waren die gemeinsam verbrachten Tage ein Gewinn. ,An den Wochenenden haben wir uns weitere Projekte kirchlicher und privater Entwicklungs­hilfe angesehen und dabei einigen Krankenstationen Medikamente aus Deutschland mit­gebracht Zeit blieb auch für ein Bad im Pazifik und eine Tour auf den fast 4000 Meter hohen Vulkan Acatenango”, so Martin Klein. Sein Fazit ,,Die Freude und Dankbarkeit vieler Menschen sowie ihr Glaube haben mich in Guatemala am meisten beeindruckt” Und Pa­dre Luis Felipe Alonso Baeza, Pfarrer der Gemeinden in San José Pinula und San Luis, fügt hinzu: ,,Materiell gesehen hat eure Hilfe schon etwas bewirkt, aber vor allem euer Beispiel hat uns hier richtig motiviert.”

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